Fernsehen mal anders: Slow TV

Was steckt hinter dem TV-Format?
Ursprung und Fakten

Fernsehen hat so einiges zu bieten: Sport-Events, Musik-Shows, Nachrichten in Echtzeit, spannende Blockbuster, unterhaltsame Reality-TV Sendungen, bildgewaltige Dokumentationen und vieles mehr. Aber wusstest du, dass es ebenso stundenlange Übertragungen von Zugfahrten gibt? Was hinter dem Trend Slow-TV steckt und warum er ein Ausgleich zum hektischen Alltag sein soll, erklären wir euch hier.

Die Anfänge 
Die ausgiebige Übertragung von langen Schiffsreisen, strömenden Gewässern oder der Elchwanderung im Frühjahr hat seinen Ursprung in Norwegen. Im Jahr 2009 entschied sich der Norwegische Rundfunk, eine 7-stündige Zugfahrt von Bergen nach Oslo zu zeigen – mit überraschend großem Erfolg. Die unkommentierte Reise durch malerische Landschaften zog Millionen von Zuschauer in ihren Bann und ebnete den Weg für das Fernsehformat Slow-TV.

Warum es so beliebt ist
Besonders als Kontrast zu actionreichen Blockbustern wurde Slow TV in Norwegen populär. Viele schätzen die ruhige Atmosphäre dieses Fernsehformates, um sich zu entspannen und dem Alltagsstress zu entfliehen. Zudem ermöglicht Slow TV den Zuschauern, neue Seiten der Welt zu sehen und sich vollständig der Betrachtung von Landschaften oder dem Lauschen von natürlichen Geräuschen zu widmen.

Gibt es das auch bei uns? 
Auch in Deutschland findet Slow TV zunehmend Anklang. Zwar ist das Format hierzulande noch nicht so weit verbreitet wie in Norwegen, doch das Interesse wächst stetig. Immer mehr Sender experimentieren mit langen, ungeschnittenen Aufnahmen, die den Zuschauern die Möglichkeit geben, in die Ruhe und Schönheit alltäglicher Szenen einzutauchen. Einige Beispiele sind:

  • „The Joy of Painting“ (ARD alpha): Dieser vom KĂĽnstler Bob Ross moderierte Fernseh-Malkurs hat Kultstatus erreicht. In jeder der insgesamt 403 Folgen malt Ross je ein Bild in Ă–lfarben und vermittelt den Zusehenden das GefĂĽhl, dass in jedem Menschen ein KĂĽnstler steckt.
  • "Das Warten der Nation" (ARD): Diese Sendung zeigte im Jahr 2014 die Wartezeit vor dem WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien. Die Zuschauer konnten in Echtzeit die wachsende Spannung und Vorfreude im Berliner Olympiastadion erleben.
  • "Mit dem Zug durch…" (3sat): Bei dieser Reihe bekommen Zuschauer durch verschiedene Landschaften in Echtzeit zu sehen. Die ungeschnittenen Aufnahmen bieten eine entspannende Reiseerfahrung und lassen die Zuschauer die Umgebung hautnah miterleben.
  • "Winterliches Erzgebirge" (MDR): Diese Sendung zeigt lange, ruhige Kamerafahrten durch das verschneite Erzgebirge und vermittelte die besondere winterliche Atmosphäre dieser Region.
  • "Kaminfeuer" (verschiedene Sender, z.B. ZDF): Besonders in der Weihnachtszeit bieten einige Sender stundenlange Aufnahmen eines knisternden Kaminfeuers, die fĂĽr eine gemĂĽtliche, festliche Stimmung sorgen.

Ob es nun die gemütliche Atmosphäre eines lodernden Kaminfeuers ist oder die beruhigende Fahrt durch malerische Landschaften: Das Bedürfnis nach entschleunigendem Fernsehen und Slow TV findet auch in Deutschland seine Anhänger – hast du auch schon reingeschaut?