Politik spielt auch beim Thema der Breitbandkabelnetze eine wichtige Rolle.
Denn fast alles, was an Signalen und Inhalten in die Gebäude hineingelangt, muss über regionale Verteilnetze herangeführt werden. Hier liegt der Schwerpunkt der milliardenschweren Förderprogramme, die der Bund seit 2009 für den Breitbandausbau zur Verfügung stellt. Vor allem dort, wo das eigenwirtschaftliche Interesse der Breitbandkabelunternehmen nicht ausreicht(e), also im mittelstädtischen bis ländlichen Raum, können sogenannte Rentabilitätslücken mit Fördergeldern ausgeglichen werden.
Der Koalitionsvertrag der großen Koalition vom Herbst 2017 sieht in diesem Zusammenhang vor: „Glasfaser in jeder Region und jeder Gemeinde, möglichst direkt bis zum Haus“. Dabei wird auf einen diskriminierungsfreien Zugang im Sinne des Open-Access gesetzt. Anders ausgedrückt: Gefördert wird nur noch Glasfaser, weil nur die Lichtwellenleiter mehrere Gigabits pro Sekunde übertragen können.
Smart City
Neben der Torpedierung so mancher kommunalen Glasfaserplanung durch den Parallelausbau von Vectoring durch die Telekom waren die dahinterliegenden Business-Modelle in vielen Fällen unzureichend. Der Fokus lag häufig auf Breitbandkunden in Wirtschaft und Industrie, weniger auf den Privatkunden. Investoren, Stadtwerke und Kommunen mangelt es bis heute an Zugängen in den Massenmarkt für breitbandige Dienste. Wohnungsunternehmen wurden bislang in diese Netzausbauplanungen kaum eingebunden.
Das ändert sich nun mit den Smart-City-Konzepten. Die Wohnungswirtschaft ist eingebunden, indem sie und ihre Mieter die neuen kommunalen Plattformen mit einer Fülle von neuen Diensten nutzen: Nachbarschafts-Apps, Mobilitätscards für den schnellen Wechsel von Leih-Autos, Leih-Fahrrädern oder ÖPNV-Angeboten, kommunales W-LAN, Telemedizin, Kultur und Freizeit, Tauschbörsen etc. Wer also von kommunaler Seite an den vielen Arbeitskreisen zum Breitbandausbau teilnimmt oder Fördermittelanträge nach neuem Förderrecht stellen will, sollte mit seinen Partnern aus der Wohnungswirtschaft auch über die Gebäudeinnenverkabelung sprechen.
Der Grund liegt auf der Hand: Wer endlich Glasfasernetze im kommunalen Straßenraum liegen hat, der muss ein Interesse daran haben, dass die superschnellen Signale auch bei den Mietern, Wohnungseigentümern und Eigenheimbesitzern ankommen. Alte Koaxialnetze, die schon in wenigen Jahren die Grenze ihrer technologischen Leistungsfähigkeit erreicht haben werden, wirken hier als Bremse.
Beispiel: Wohnstadt Asemwald bei Stuttgart
Ein aktuelles Modernisierungsprojekt, wo eine optische SAT-ZF-Anlage in Kombination mit Glasfaserverkabelung im Objekt installiert wird, ist die Wohnstadt Asemwald bei Stuttgart. Asemwald mit über 1.100 Wohnungen – aufgeteilt in drei Gebäuderiegel mit bis zu 23 Etagen – zählt zu den größten Eigentümergemeinschaften in Deutschland. ASTRA und der Viersener Installationsbetrieb Glasfaser-ABC bündeln hier ihre Kompetenzen und versorgen seit Frühjahr 2019 die gesamte Wohnstadt mit offenen Glasfasernetzen, mit zukunftsweisender, wirtschaftlicher und leistungsstarker Infrastruktur und bestem Fernsehen in HD und Ultra HD. Mit nur einer Satellitenanlage und drei Parabolantennen werden über ASTRA allen Bewohnern der Wohnstadt das breiteste Programmangebot zur Verfügung gestellt. Dafür wird die Gebäude-Infrastruktur komplett überholt und Glasfaser gelegt, die stillgelegten Kabel verbleiben in den Rohren. Breitbandiges Internet gelangt dann über eine Zuleitung von der übergeordneten kommunalen Netzebene in die Wohnanlage. Auf diese Weise und quasi als Nebeneffekt bekommen kommunale und andere Investoren in lokale Glasfasernetze einen direkten Zugang zu potenziellen Kunden. Letztere wiederum profitieren von der in Stuttgart gewählten „Fibre to the home“ Lösung, also der Anbindung jeder einzelnen Wohnung an die Lichtwellenleiter, weil nur so die im kommunalen Glasfasernetz vorhandene enorme Performance ungebremst bis in die Wohnungen geleitet werden kann.