Was ist Unicable?
Eigentlich ist Unicable eine geschützte Marke der FTA Communication Technologies SARL mit Sitz in Luxemburg. In Deutschland, Österreich und der Schweiz wird der Begriff aber häufig als Synonym für den europäischen Einkabelstandard SCR/CSS verwendet. Wir werden es in diesem Beitrag ebenso halten.
Vorteile von Unicable
Die gebräuchlichste Art der SAT-Verteilung in Mehrfamilienhäusern ist die sternförmige Verkabelung. Dabei erhält jeder Empfänger eine eigene Verbindung zum Multischalter der gemeinsam genutzten Empfangsanlage. Der Nachteil: Es müssen jede Menge zusätzlicher Kabel verlegt werden, um alle Haushalte mit SAT-TV versorgen zu können. Mit Unicable kann man sich dieses Prozedere sparen, weil die Verteilung über die vorhandene Koaxialverkabelung „von Dose zu Dose“ erfolgt. Auf diese Weise können bis zu 32 Empfänger mit einem Kabelstrang individuell versorgt werden, lediglich die Antennendosen müssen für den SAT-Empfang ausgetauscht werden.
Was beim Einsatz in Ein- und Mehrfamilienhäusern beachtet werden muss
In Einfamilienhäusern müssen weniger Empfänger mitversorgt werden. Daher ist hier der Unicable Standard EN 50494 – ausgelegt für max. 8 Teilnehmer/Kabelstrang – meist völlig ausreichend. In Mehrfamilienhäusern kommt hingegen der neuere Unicable Standard EN 50607 (JESS/Unicable 2) zum Einsatz, der für max. 32 Teilnehmer/Kabelstrang ausgelegt ist. Da es in Mehrfamilienhäusern zudem häufig zu Mieterwechseln kommt, ist eine umfassende Dokumentation entscheidend, um spätere Anpassungen ohne großen Aufwand vornehmen zu können.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Einsatz von Unicable
Basis für eine professionelle Umsetzung ist ein detailliertes Konzept und die Frage, wie viele Empfangsgeräte via Unicable mit der Empfangsanlage verbunden werden sollen.
Achtung: Twin-Receiver benötigen zwei sogenannte Unicable-Adressen, um sie bei paralleler Aufnahme von TV-Sendungen nutzen zu können! Das bedeutet, dass bei Unicable 2 nur 16 statt 32 Teilnehmer/Kabelstrang versorgt werden können. Von daher also unbedingt auf genügend Ausbaureserve achten!
1. Zustand der vorhandenen Kabel prüfen
Um festzustellen, ob die vorhandenen Kabel geeignet sind, sollte ein Messgerät verwendet werden. Wurde ein Haus beispielsweise in den 80er Jahren errichtet, kann man davon ausgehen, dass auch die Kabel in die Jahre gekommen sind. Dann sollte geprüft werden, ob sie verwendbar sind oder ausgetauscht werden sollten (Austausch ist meist die beste Lösung).
2. Auswahl der Komponenten
Die Komponentenauswahl richtet sich nach dem Ausbaugrad (wie viele Empfänger aktuell?) und dem geplanten Erweiterungsgrad (wie viele zusätzliche Empfänger als Reserve?). Als LNBs kommen beispielsweise solche mit 4, 8 oder bis zu 32 Adressen in Frage. Unicable-Router sollten über die dazu passende Kapazität verfügen.
Die Antennendosen müssen programmierbar sein, sodass nur zugeteilte Adressen zugelassen und andere Adressen gar nicht erst durchgeschaltet werden, was in Mehrfamilienhäusern Konflikte verhindert, wenn zwei Empfänger auf dieselbe Adresse zugreifen wollen. In Wohngebäuden mit mehreren Parteien sind programmierbare Antennendosen daher Pflicht. Für die Programmierung der Antennendosen benötigt man ein entsprechendes Programmiergerät (Preis: 200 bis 400 Euro) inklusive passender App (meist kostenlos).
Außerdem gilt es zu bedenken, dass die Maximalleistung der Unicable-Lösung am Anfang der wegführenden Kabel erreicht ist und mit jedem Meter Kabellänge sowie der Anzahl der Antennendosen geringer wird. Die Pegelanpassung erfolgt über die Auswahl der Antennendosen, die so aufeinander abgestimmt sein müssen, dass auch die Empfänger am Ende noch einen messbar guten Empfang haben.
3. Auf Unicable-taugliche Receiver achten
Um SAT-TV via Unicable empfangen zu können, müssen ggf. die Receiver ausgetauscht werden. Leider sind die Bedienungsanleitungen vieler Receiver diesbezüglich nicht aufschlussreich. Ein Fachbetrieb sollte aber in der Lage sein, die Unicable-Tauglichkeit festzustellen oder geeignete Receiver zu empfehlen.
4. Receiver konfigurieren
Die Konfiguration von Receivern für den Unicable-Empfang ist je nach Hersteller sehr unterschiedlich. Prinzipiell gilt aber, dass jedem Tuner ein Userband mit zugehöriger Frequenz zugewiesen werden muss.
Zunächst wird dafür der Satellit ausgewählt. Es folgt die Zuweisung des LNB-Typs (Unicable 9,75/10,60 GHz) und schließlich die DiSEqC-Zuweisung. Danach muss für alle gewählten SAT-Positionen ein Suchlauf gestartet werden, der gewünschte Satellit wird über die DiSEqC-Einstellung ausgewählt, wobei jede Position dasselbe Userband hat.
Teilweise können Geräte im Unicable-Modus nicht mehr alle Programme empfangen, was dann für den Umstieg auf geeignetere Receiver spricht. Für einen stabilen Betrieb ist zudem die Einhaltung bestimmter Normen wichtig, Gerätewechsel sollten daher unbedingt dokumentiert werden!
Dieser Artikel thematisiert nur einen Teil-Bereich. Grundsätzlich sind bei allen Installationen sämtliche zur Anwendung kommende Normen und Vorschriften zu beachten (z.B. DIN, VDE, Blitzschutz, Erdung, EMV, usw.). Alle Angaben ohne Gewähr.
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