Als einziger dauerhaft bewohnter Außenposten der Menschheit im Weltall fasziniert die Internationale Raumstation ISS weltweit viele Leute – und das seit rund einem Vierteljahrhundert. Denn am 28. Januar 1998 fiel mit der Unterzeichnung eines Abkommens zum Bau der Raumstation der Startschuss für das Weltraumprojekt. Was es über die ISS noch zu wissen gibt, erfährst du hier.
Einzigartiges Gemeinschaftsprojekt
An der ISS sind die Raumfahragenturen NASA (USA), Roskosmos (Russland), ESA (Europa), CSA (Kanada) und JAXA (Japan) beteiligt. Das Erstaunliche: Die weltumspannende Kooperation hat bisher allen politischen Krisen standgehalten und es werden weiterhin Missionen mit Beteiligten aus den verschiedensten Nationen durchgeführt. Auch Deutsche waren schon Teil von Teams an Bord der ISS.
Modularer Aufbau
Da es unmöglich gewesen wäre, eine komplette Raumstation an Bord eines einzigen Shuttles oder einer einzigen Rakete ins All zu befördern, waren viele Flüge und Raketenstarts nötig, um alle für den Betrieb notwendigen Komponenten hinauf zu transportieren. Den Anfang machten das Fracht- und Antriebsmodul Sarja, gefolgt vom ersten Verbindungsknoten Unity, der mit Sarja verbunden wurde. Hinzu kam als nächstes das russische Wohnmodul Swesda sowie vier große Solarmodule. Seitdem wurde die ISS kontinuierlich erweitert, aktuell wiegt sie rund 450 Tonnen und hat die Größe eines Fußballfeldes.
Umlaufbahn der ISS
Die Raumstation bewegt sich in östlicher Richtung in einer relativ niedrigen Umlaufbahn zwischen 370 und 460 Kilometern Höhe etwa alle 1,5 Stunden einmal um die Erde. Über Astroviewer kann man genau verfolgen, wo sich die ISS gerade befindet und sehen, welche Erdansicht sich beim Blick aus dem Fenster bietet. Um dem in diesem Orbit allgegenwärtigen Weltraummüll auszuweichen, benötigt die ISS pro Jahr etwa 7 Tonnen Treibstoff, der wie alles andere auch von der Erde aus erst einmal hinaufbefördert werden muss.
Versorgung an Bord
Wie gesagt: Wirklich alles an Bord der ISS muss zuvor einen weiten Weg zurücklegen. Das bedeutet, dass Ressourcen so effizient wie möglich genutzt und wenn möglich wiederaufbereitet werden müssen.
Die Energieversorgung erfolgt ausschließlich über Solarenergie, die über mehrere Photovoltaik-Module gewonnen wird. Die verfügbare Gesamtleistung liegt bei über 200 kW und dient beispielsweise dazu, die Raumtemperatur konstant bei 22 Grad Celsius zu halten oder Strom zu liefern.
Es gibt zwei Toiletten, die so konstruiert sind, dass der Urin gesammelt und zu 93 Prozent recycelt werden kann, um als Trinkwasser wiederverwendet werden zu können. Exkremente werden in luftdurchlässige Beutel gesaugt und in Frachttransportern aufbewahrt, die beim späteren Wiedereintritt in die Erdatmosphäre restlos verglühen.
Für die lebenswichtige Atemluft muss Sauerstoff mittels Wasserelektrolyse-Generatoren erzeugt und die Luft permanent gefiltert werden. Ventilatoren sorgen zudem für den nötigen Luftwechsel – kämen sie nicht zum Einsatz, würden sich um die Köpfe der Menschen an Bord wegen der Schwerelosigkeit Kohlenstoffdioxidblasen bilden.
Alltag an Bord der ISS
Neben den atemberaubenden Blicken aus dem Fenster auf die Erde hat der Alltag an Bord der Raumstation noch viele weitere Besonderheiten zu bieten. Allem voran natürlich die Schwerelosigkeit. Da sie dafür sorgt, dass die gewohnte Orientierung im Raum im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf gestellt wird, leiden viele der frisch Angekommenen erst einmal unter der sogenannten Raumkrankheit. Da die Symptome ähnlich sind wie bei Seekrankheit, helfen in der Eingewöhnungsphase dieselben Medikamente.
Geschlafen wird nicht nachts wie auf der Erde, was ja auch keinen Sinn machen würde, da die Sonne an Bord der ISS täglich 16 Mal auf- und untergeht. Stattdessen gibt der Bordstundenplan vor, wann Schlafenszeit ist. Zum Schlafen schlüpft die gesamte Crew gleichzeitig in ihre befestigten Schlafsäcke.
Auf eine erfrischende Dusche nach dem Aufwachen müssen die Crewmitglieder verzichten und mit Feuchttüchern Katzenwäsche betreiben. Nach dem Aufräumen und einer gemeinsamen Mahlzeit – verschweißte und gefriergetrocknete Gerichte, die im Elektroofen oder mit einer Injektion heißen Wassers erwärmt werden – steht Sport auf dem Programm.
Danach beginnt die eigentliche Arbeit, die aus zahlreichen Forschungsprojekten und der regelmäßigen Kontrolle der lebensrelevanten Systeme an Bord besteht. Manchmal müssen auch Reparaturen außerhalb der Raumstation durchgeführt werden, was sehr anstrengend und alles andere als ein bloßer Weltraumspaziergang ist. Spannende, tagesaktuelle Einblicke in das Leben an Bord der ISS gewährt ein Blog der NASA.