#4: Nachhaltigkeit zahlt sich aus

Auf die Qualität kommt es an!
Tipps von Empfangsanlagen-Installateur Frank Runge

Neben einer professionellen Herangehensweise sollte auch der Qualitätsaspekt bei der Montage von SAT-Anlagen nicht zu kurz kommen. Wie qualitativ und damit langlebig eine Empfangsanlage letztlich ist, hängt von vielen Faktoren ab. Beispielsweise von der Bauteilqualität, der Ersatzteilversorgung inklusive Option auf Reparaturservice sowie der potenziellen Erweiterbarkeit der Anlage. Aber auch von den im Betrieb anfallenden Energiekosten und der Recycelfähigkeit der verwendeten Komponenten und Materialien. All diese Punkte tragen mit dazu bei, wie nachhaltig eine SAT-Anlage ist. Und natürlich auch, wie nachhaltig zufrieden Ihre Kunden mit Ihrer Leistung sind.

Bauteilqualität

Bei der fachgerechten Installation von SAT-Anlagen kommen verschiedenste Bauteile zum Einsatz. Für ein nachhaltiges Ergebnis ist deren Qualität entscheidend, zumal sich die Anlage ja an einem exponierten Standort befindet, wo sie permanent der Witterung ausgesetzt ist. Schüsseln aus Aluminium mit kompletter Edelstahlverschraubung und verzinkter Befestigung sind da wesentlich langlebiger als Kunststoffmodelle. Damit die Anlage auch bei Sturm stabil bleibt, sollte zudem ein feuerverzinkter Aufdach- oder Sparrenhalter gewählt werden. Die Kosten sind zwar erstmal höher, die Investition rentiert sich aber, weil die hochwertigen Materialien lange halten und sich der spätere Wartungsaufwand deutlich reduziert.

  • Wandhalterung

Wie bei der Satellitenschüssel sollte man auch hier auf Materialien wie Aluminium, Stahl oder Edelstahl setzen. Was die Statik betrifft, gilt es, sich lieber gleich an der oberen Belastungsgrenze zu orientieren, da im Zuge des Klimawandels mit häufigeren und heftigeren Stürmen zu rechnen ist.

  • Kabel

Weil Dächer als bevorzugter Standort für eine SAT-Anlage intensiv der Sonne ausgesetzt sind, werden insbesondere Kabel irgendwann spröde. Für eine längere Haltbarkeit sollten die verwendeten Kabel daher einen UV-Schutz haben, mittlerweile gibt es den auch für weiße Kabel. Noch besser ist es, eine Kabelreserve einzuplanen, um eine schadhafte Stelle schnell reparieren zu können.    

  • Stecker

Diese sollten abhängig von den Standortgegebenheiten bestimmte IP-Schutzklassen erfüllen: 

IP54  -  Vor Staub und Spritzwasser geschützt
IP55  -  Vor Staub und Strahlwasser aus beliebigem Winkel geschützt
IP56  -  Vor Staub und starkem Strahlwasser geschützt
IP57  -  Vor Staub und zeitweiligem Untertauchen geschützt
IP58  -  Vor Staub und dauerndem Untertauchen geschützt
IP59  -  Vor Staub und Hochdruckreinigern geschützt
IP60  -  Staubdicht
IP61   -  Staubdicht und sicher vor senkrecht fallendem Tropfwasser
IP62  -  Staubdicht und sicher vor fallendem Tropfwasser (Neigung bis zu 15°)
IP63  -  Staubdicht und sicher vor fallendem Sprühwasser (Winkel bis zu 60°)
IP64  -  Staubdicht und sicher vor Sprühwasser aus beliebigem Winkel
IP65  -  Staubdicht und sicher vor Strahlwasser aus beliebigem Winkel
IP66  -  Staubdicht und sicher vor starkem Strahlwasser
IP67  -  Staubdicht und sicher vor eindringendem Wasser bei kurzzeitigem Untertauchen

Ich verwende High-End F-Kompressionsstecker, welche die EN 61169-24:2009 erfüllen und somit den hohen Vorgaben der Kabelnetzbetreiber entsprechen, 100 Prozent wasserdicht und bis 3GHz betriebsfähig sind. Das Schirmungsmaß von ≥ 120 dB eignet sich speziell für Koaxialkabel. Die Montage der Kompressionsstecker ist einfach und präzise: das Kabel abisolieren, den Stecker aufschieben und mit der Kompressionszange verpressen. 

  • Dichtungsmasse

Die Qualität der Dichtungsmasse ist deshalb so wichtig, weil alles Mögliche eindringen kann: Wasser, Ameisen, Nager und auch Marder. Um unerwünschte chemische Reaktionen zu vermeiden, sollte man sich vor dem Anbringen im Zweifelsfall beim Dachdecker erkundigen und auf keinen Fall die blaue Folie aus dem Baumarkt verwenden, da diese UV-bedingt nach 2 bis 4 Jahren so spröde ist, dass sie förmlich zerbröselt.  

  • Spezielle Befestigungsmaterialien 

An Haus- oder Giebelwänden verwende ich Dübel fürs Mauerwerk und Spreizschrauben für Beton, die aus Kunststoff oder Nylon sind. Für einen dauerhaft stabilen Halt sollten sie mit Injektionsmörtel für Schwerlast-Montagen oder Zwei-Komponenten-Kleber befestigt werden. 

  • Schutzrohre statt Kabelbinder/Kabelschelle

Haut man beim Anbringen von Kabelschellen einmal daneben, ist das Kabel bereits verformt, was schlechtere Signaleigenschaften mit sich bringen kann. Auch Kabelbinder kann ich nicht empfehlen und verwende daher Schutzrohre. Angenehmer Nebeneffekt: Nagerfraß wird so auf ein Minimum reduziert. 

Ersatzteilversorgung / Option auf Reparaturservice / Erweiterbarkeit der Anlage

Witterungsbedingt muss auf kurz oder lang von einem Verschleiß der eingesetzten Bauteile ausgegangen werden. Um dann schnell für Ersatz sorgen zu können, ist es wichtig, von vornherein auf Bauteile von Qualitätsherstellern zu setzen und nicht auf günstige No-Name-Produkte. Für diese sind nämlich oft keine Ersatzteile verfügbar, während die Ersatzteilversorgung bei Markenprodukten in der Regel für längere Zeit sichergestellt ist. Fachbetriebe, die ihren Kunden im Fall des Falles sowie in Zeiten von Lieferengpässen den schnellsten und besten Service garantieren wollen, sollten sich mit wichtigen Ersatzteilen darüber hinaus selbst bevorraten.

Ideal ist es natürlich, wenn die Hersteller der bei der Installation verwendeten Bauteile auch einen Reparaturservice anbieten. Denn das bedeutet, dass weniger neue Teile angeschafft werden müssen, weil die alten so aufbereitet werden können, dass sie wieder voll funktionstüchtig sind.

Der Aspekt der Ersatzteilversorgung ist auch mit Blick auf die Erweiterbarkeit der SAT-Anlage wichtig. Vorlieben bezüglich der empfangbaren Programme können sich schließlich ändern oder das Satellitensignal soll nicht mehr nur an einem Empfangsgerät, sondern an mehreren Geräten in unterschiedlichen Räumen oder Wohnungen eines Gebäudes zu empfangen sein. 

Energiekosten

Einer der entscheidenden Vorteile von SAT-TV ist der im Vergleich mit anderen Empfangswegen ohnehin geringere Stromverbrauch. Der LNB bezieht seine Energie vom Receiver beziehungsweise vom angeschlossenen Empfangsgerät. Befindet sich dieses nicht im Stand-by-Modus, sondern ist wirklich ausgeschaltet, wird von der SAT-Anlage auch kein Strom verbraucht. In Zeiten des Klimawandels und steigender Energiekosten empfiehlt es sich trotzdem, auf die Energieeffizienz aller elektronischen Komponenten zu achten. Da seit März 2021 neue Energielabels für Elektrogeräte gelten, können Sie Kunden gegebenenfalls auch den Kauf eines neuen Fernsehers mit der aktuell höchsten Effizienzklasse A empfehlen. 

Recycelfähigkeit der Materialien

Ist die Lebensdauer einer SAT-Anlage endgültig abgelaufen, kommt es auf die ordnungsgemäße und umweltfreundliche Entsorgung aller Bauteile an. Satellitenschüsseln aus Aluminium können erfreulicherweise nahezu vollständig und immer wieder recycelt werden. Sie sollten daher ebenso wie alle Komponenten aus Edelstahl beim Recyclinghof abgegeben werden. LNB, Kabel und Receiver können als Elektroschrott entweder vom Händler abgeholt oder dort kostenfrei abgegeben werden. Besteht diese Möglichkeit nicht, nimmt sie auch jeder Wertstoffhof kostenfrei entgegen. Umfassende Informationen zur Entsorgung von Elektroschrott gibt’s auf der Website e-schrott.entsorgen.org.

Kunststoffteile werden entweder über die gelbe Tonne entsorgt oder man gibt sie ebenfalls beim Wertstoffhof ab. Informieren Sie Ihre Kunden über die korrekte Entsorgung oder bieten Sie als besonderen Service an, diese selbst zu übernehmen.


Dieser Artikel thematisiert nur einen Teil-Bereich. Grundsätzlich sind bei allen Installationen sämtliche zur Anwendung kommende Normen und Vorschriften zu beachten (z.B. DIN, VDE, Blitzschutz, Erdung, EMV, usw.). Alle Angaben ohne Gewähr. 
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